贴歌词
Prolog
Stimme des Richters (gesprochen):
Aber warum, Lucheni?
Warum haben Sie die Kaiserin Elisabeth ermordet?
Lucheni (gesprochen):
Alla malora!
Stimme des Richters (gesprochen):
Antworten Sie, Luigi Lucheni!
Lucheni (gesprochen):
Warum, warum...
Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren!
Was soll die Fragerei?
Merda. Ich bin tot!
Stimme des Richters (gesprochen):
Das gemeine Attentat auf die Kaiserin von Österreich...
Lucheni (gesprochen):
Va a farti fottere!
Stimme des Richters (gesprochen):
Nennen Sie endlich die Hintergründe!
Lucheni (gesprochen):
Warum, warum...
Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren!
Was soll die Fragerei?
Merda. Ich bin tot!
Stimme des Richters (gesprochen):
Das gemeine Attentat auf die Kaiserin von Österreich...
Lucheni (gesprochen):
Va a farti fottere!
Stimme des Richters (gesprochen):
Nennen Sie endlich die Hintergründe!
Die Toten:
Versunken ist die alte Welt;
verfault das Fleisch, verblasst der Glanz.
Doch wo sich Geist zu Geist gesellt,
da tanzt man noch den Totentanz...
Lust, Leid - Wahnsinn, der uns treibt.
Not, Neid - Pflicht die uns erdrückt.
Traum, Tran - alles, was uns bleibt:
Wunsch, Wahn, der die Welt verrückt...
Elisabeth, Elisabeth
- selbst hier dun von uns getrennt.
Ein Rätsel, das kein Geist errät,
ein Zeichen, das kein Mensch erkennt.
Scheu, schwach - glücklich und verflucht.
Wild, wach - einsam und begehrt.
Arm, reich - was hast du gesucht?
Hart, weich - war hat dich zerstört?
Lucheni:
Niemand war so stolz wie sie.
Sie verachtete euch.
Sie hat gelacht über euch.
Die anderen Toten (gleichzeitig):
Wir dem Tod geweiht...
Lucheni:
Niemand hat sie je verstanden,
nie gab sie die Freiheit auf.
Sie wollte in das Dunkel blicken.
Die anderen Toten (gleichzeitig):
...Verwöhnt. Bedroht.
Sie hat ersehnt, war wir verfluchten.
Was uns erschrak hat sie geliebt.
Alle Toten & Lucheni:
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Lucheni (gesprochen):
Attenzione! Seine Majestät der Tod!
Tod:
Was hat es zu bedeuten: dies alte Lied,
das mir seit jenen Zeiten die Brust durchglüht?
Engel nennen's Freude, Teufel nennen's Pein,
Menschen meinen, es muss Liebe sein.
Mein Auftrag heißt zerstören. Ich tu es kalt.
Ich hol, die mir gehören, jung oder alt.
Weiss nicht, wie geschehn kann, was es gar nicht gibt –
Doch es stimmt: Ich habe sie geliebt.
Stimme des Richters (gesprochen):
Sie weichen aus, Lucheni!
Liebe, Tod... Erzählen Sie keine Märch
Lucheni (gesprochen):
Aber wenn ich es Ihnen sage!
Sie liebte den Tod. Und er liebte sie.
Stimme des Richters (gesprochen):
Zum leztenmal, Lucheni:
Wer waren Ihre Hintermänner?
Lucheni (gesprochen):
Der Tod! Nur der Tod ...
Stimme des Richters (gesprochen):
Das Motiv, Lucheni!
Lucheni (gesprochen):
Die Liebe. Una grande amore ...
Ha, ha, ha ...!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Lucheni: (gleichzeitig)
Elisabeth!
Frauen (gleichzeitig):
Elisabeth! Elizabeth!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Tod:
Elisabeth!
Frauen: (gleichzeitig)
Elisabeth! Elizabeth!
Männer: (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Lucheni: (gleichzeitig)
Elisabeth!
Frauen (gleichzeitig):
Elisabeth! Elizabeth!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Tod:
Elisabeth!
Alle:
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Wie Du
Elisabeth:
Mama hat heut' Abend Gäste, das wird grauenhaft!
Steife Kragen, dumme Fragen, Heuchelei.
Ach, ich wollt' , ich könnt' mich drücken
vor dem Klatsch und dem Getu'!
Doch die Gouvernante lässt es nicht zu.
Vater, warum kann ich denn nicht mit dir gehn?
Herzog Max:
Weil es nicht geht!
Elisabeth:
Alles, war dir Spass macht, mag ich fast noch mehr!
Herzog Max:
In diesem Fall...Es geht nicht!
Elisabeth:
Träumen und Gedichte schreiben
oder reiten mit dem Wind.
Ich möchte mal so sein
wie du
Herzog Max (gesprochen):
Das Leben ist zu kurz,
dass man sich auch nur eine Stunde langweilen darf.
Und Familientreffen
hasse ich wie die Pest.
Elisabeth (gesprochen):
Ich auch...
(gesungen) Warum darf ich
heut' nicht wieder auf den Kirschbaum 'rauf?
Herzog Max:
Sei froh', dass dir's nicht so geht wie deiner Schwester...
Elisabeth:
Oder üben auf dem Seil zu balancier'n.
Herzog Max:
...Helene wird zur Kaiserin dressiert ...
Elisabeth:
Oder mit den Brüdern toben auf der Wiese hinter'm Haus.
Herzog Max:
Ich misch' mich da nicht ein ...
Elisabeth:
Nein, die Gouvernante lässt mich nicht raus!
Herzog Max:
Ich kann dir da nicht helfen.
Elisabeth:
Vater, warum kann ich denn nicht mir dir gehn?
Herzog Max:
Vielleicht komm' ich morgen Nachmittag schon wieder.
Elisabeth:
Nach Ägypten, Spanien oder Katmandu.
Herzog Max (sieht auf seine Taschenuhr):
... höchste Zeit!
Elisabeth:
Leben, frei wie ein Zigeuner
mit der Zither unter'm Arm
nur tun, was ich will ...
Herzog Max (gesprochen):
Adieu Sisi ...
Elisabeth:
... und woll'n, was ich tu'
Herzog Max (gesprochen):
Sei brav!
Elisabeth:
Ich möchte mal so sein wie du!
Der letzte Tanz
Tod:
Es ist ein altes Thema,
doch neu für mich.
Zwei, die dieselbe lieben
- nämlich dich.
Du hast dich entschieden.
Ich hab' dich verpasst.
Bin auf deiner Hochzeit
nur der Gast.
Du hast dich abgewendet.
Doch nur zum Schein.
Du willst ihm treu sein,
Doch du lädst mich ein.
Noch in seinen Armen
lächelst du mir zu.
Und wohin das führ'n wird,
weisst auch du -
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Die Zeit wird alt und müde,
der Wein wird schal.
Die Luft ist schwül
und stickig im Spiegelsaal.
Unsichtbare Augen sehn uns beiden zu.
Alle warten auf das Rendezvous.
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Und so wart ich im Dunkel
und schau zu dir hin
als der grosse Verlierer.
Doch ich weiss, ich gewinn!
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich nur mit dir.
Ballgäste (gleichzeitig):
Uh-uh-uh...
Tod:
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Andere Ballgäste (gleichzeitig):
Wien am Ende. Zeitenwende.
Alle Fragen sind gestellt.
Ballgäste & Tod:
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir/dir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich/tanzt er allein...
Tod:
...mit dir.
Ich gehör nur mir
Elisabeth:
Ich will nicht gehorsam,
gezähmt und gezogen sein.
Ich will nicht bescheiden,
beliebt und betrogen sein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir,
denn ich gehör nur mir.
Ich möchte vom Drahtseil herabsehn auf diese Welt.
Ich möchte auf's Eis gehn und selbst sehn,
wie lang's mich hält.
Was geht es dich an, was ich riskier!?
Ich gehör nur mir.
Willst du mich belehren,
dann zwingst du mich bloss,
zu fliehn vor der lästigen Pflicht.
Willst du mich bekehren,
dann reiss ich mich los
und flieg wie ein Vogel in's Licht.
Und will ich die Sterne, dann finde ich selbst dorthin.
Ich wachse und lerne
und bleibe doch wie ich bin.
Ich wehr mich, bevor ich mich verlier!
Denn ich gehör nur mir.
Ich will nicht mit Fragen und Wünschen belastet sein,
Vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh', wenn ich fremde Augen spür'.
Denn ich gehör nur mir.
Und willst du mich finden,
dann halt mich nicht fest.
Ich geb meine Freiheit nicht her.
Und willst du mich binden,
verlass ich dein Nest
und tauch' wie ein Vogel in's Meer.
Ich warte auf Freunde und suche Geborgenheit.
Ich teile die Freude, ich teile die Traurigkeit.
Doch verlang nicht mein Leben,
das kann ich dir nicht geben.
Denn ich gehör nur mir.
Nur mir!
Elisabeth, Mach auf mein Engel.
Franz Joseph:
Elisabeth? Mach auf mein Engel.
Ich, dein Mann, sehn' mich nach dir.
Lass mich nicht warten!
Hinter mir liegt ein Tag voll Problemen.
Frankreich beginnt mir offen zu drohn.
Skandale, die kein Ende nehmen.
Staatsbankrott, Krieg und Revolution.
Eine Selbstmordwelle, neue Typhusfälle.
Hilf mir einzuschlafen
so wie ein Schiff im sicher'n Hafen,
von deiner Zärtlichkeit bewacht
und ohne Wunsch für eine Nacht.
Nun öffne mir, Lass mich nicht warten.
Sei die Frau, die mich versteht, Elisabeth!
Elisabeth:
Warum gehst du nicht zu deiner Mutter?
Sie war dir auch sonst immer lieber ...
Franz Joseph:
Engel!
Elisabeth:
Verschon mich!
Franz Joseph:
Was hab ich getan?
Elisabeth:
Du lässt zu, dass Rudolf gequält wird.
Franz Joseph:
Rudolf? Gequält?
Elisabeth:
Ich hab alles erfah'n.
Deine Mutter gab ihn ihrem Folterschergen.
Franz Joseph:
Sie lässt ihn wie mich zum Kaiser erziehn.
Er ist noch zu weich.
Elisabeth:
Ihr wollt ihn zerstörn!
Doch ich werd mir das nicht länger ansehn!
Entweder sie oder ich!
Elisabeth (gesprochen):
Ich habe ein förmliches Ultimatum aufgesetzt.
Wenn du mich nicht verlieren willst,
erfüll' es.
Ich möchte selbst über die Erziehung
meiner Kinder bestimmen.
Und von nun an will ich entscheiden,
was ich tue und lasse.
Lies mein Schreiben und entscheide dich:
Für deine Mutter oder mich!
Und jetzt lass mich allein.
Tod:
Elisabeth sei nicht verzweifelt.
Ruh dich aus in meinem Arm.
Ich will dich trösten.
Flieh, und du wirst frei sein.
und alles Kämpfen wird vorbei sein.
Ich führ dich fort aus Raum und Zeit
in eine bess're Wirklichkeit.
Milch
Frauen:
Wann gibt's endlich Milch?
Warum wird uns nicht aufgemacht?
Lucheni:
Heute keine Lieferung!
Männer:
Wieder umsonst.
Die Kanne leer, wie so oft.
Umsonst gefrorn und gehofft,
die halbe Nacht.
Menge:
Jemand belügt uns.
Jemand betrügt uns.
Jemand hält uns für dumm!
Wir müssen hungern,
andere lungern in den Palästen rum...
Shluss!
Lucheni:
Wollt ihr wissen, wer die Milch euch nimmt?
Menge:
Sag wer?
Lucheni:
Die ganze Milch ist nur für sie bestimmt!
Menge:
Für wen?
Lucheni:
Für eure Kaiserin! Sie braucht sie für ...
Menge:
Für was?
Lucheni:
...ihr Bad!
Menge:
Was?
Lucheni:
Ja!
Frauen:
Was für ein Skandal!
Lucheni:
Ein Skandal!
Frauen:
Das hätt' ich nie von ihr geglaubt.
Lucheni:
Das hättet ihr nie von ihr geglaubt!
Männer:
Kinder sterben,
weil's keine Milch gibt für sie...
Lucheni:
Keine Milch für die Kinder!
Männer:
...während sie badet darin...
Lucheni:
Sie badet darin!
Männer:
...und uns beraubt!
Menge:
Was nützt das Klagen?
Man muss verjagen
die uns ins Unglück führ'n
Lucheni:
Verjagt, die euch ins Unglück führ'n!
Menge:
Weg mit den Drohnen,
die uns nicht schonen –
lasst sie die Volkswut spür'n!
Lucheni:
Lasst sie die Volkswut spür'n!
Menge:
Schluss!
Lucheni:
Wollt ihr hören, was die Kaiserin quält?
Menge:
Sag, was?
Lucheni:
Wenn sie in ihrem Kamm die Haare zählt, ..
Menge:
Wie das?
Lucheni:
...weint sie vor Kummer,
denn sie trauert um...
Menge:
Um was?
Lucheni:
...ihr Haar!
Menge:
Was?
Lucheni:
Ja!
Menge:
Zeit, sich zu wehren!
Lucheni:
Höchste Zeit!
Menge:
Wir woll'n sie lehren...
Lucheni:
Wir woll’n sie lehren!
Menge:
...dass man uns nicht verlacht!
Lucheni:
Lasst euch nicht mehr verhöhnen!
Menge:
Brot für die Armen!
Recht statt Erbarmen!
Nieder mit jeder Macht!
Lucheni:
Freiheit für das Volk!
Menge & Lucheni:
Brüder, seid bereit, es ist so weit!
Schluss mit dem Leid! Sagt Ja!
Die neue Zeit ist da! –
Ich will dir nur sagen(Finale 1. Akt)
Franz Joseph:
Ich will dir nur sagen,
ich geh auf dein Schreiben ein.
Ich kann nicht ertragen,
von dir nicht geliebt zu sein.
Was immer du willst,
ich geb es dir,
bevor ich dich verlier.
Und wirst du bestimmen,
wer Rudolf zum Mann erzieht.
Dann soll es mir recht sein,
denn ich bin des Streitens müd,
Und was du noch sonst verlangst von mir,
Gehört von nun an dir.
Ich herrsche und lenke,
bezwing das Gefühl.
Gefühl ist verboten für mich.
Doch wenn ich an dich denke,
schweigt jedes Kalkül.
Ich werde mir untreu für dich!
Elisabeth:
Soll ich dich verstehen,
will ich auch verstanden sein.
Ich will mit dir gehen,
doch sperr mich nicht länger ein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir,
denn ich gehör nur mir.
Soll ich dich verstehen,
will ich auch verstanden sein.
Ich will mit dir gehen,
doch sperr mich nicht länger ein.
Stimme des Todes (teilweise gleichzeitig):
Was heut das Auge sieht,
ist morgen schon Vergangenheit.
Wohin dein Blick auch flieht,
auf meiner Seite ist die Zeit.
Elisabeth:
Du musst mir nichts geben,
nur lass mir mein Leben.
Denn ich gehör...
Tod:
Du gehörst...
Elisabeth & Tod:
...nur mir.
Franz Joseph (gleichzeitig):
Elisabeth!
Elisabeth:
Ich gehör nur mir!
Kitsch
Lucheni:
Kommen Sie her, meine Damen und Herren!
Während da drin in der Kathedrale
an diesem denkwürdigen 8. Juni 1867
der Kaiser von Österreich und die überirdisch schöne Elisabeth
König und Königin von Ungarn werden,
haben Sie die einmalige Gelegenheit,
ein wertvolles Erinnerungsstück zu erwerben.
Alles sehr billig! Bitte, treten Sie näher!
Wie wär’s mit diesem Bild:
Elisabeth als Mutter mit Rudolf ihrem Sohn.
Und hier ist das nicht nett?
Die Kaisers feiern Weihnacht
im festlichen Salon.
Auf diesem Tuch sehen wir
das Hohe Paar in Liebe zugeneigt.
Einen Teller hab’ ich auch, der Elisabeth
beim Beten in der Hofkapelle zeigt.
Nehmt ein hübsches Souvenir mit
aus der kaiserlichen Welt.
Alles innig, lieb und sinnig,
so wie es euch gefällt:
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Verzeiht sich nicht das Gesicht!
Tut bloss nicht so,
als wärt ihr an der Wahrheit interessiert.
Die Wahrheit gibt’s geschenkt,
aber keiner will sie haben,
weil sie doch nur deprimiert.
Elisabeth ist „in",
man spricht von ihr seit über hundert Jahr’n.
Doch wie sie wirklich war,
das werdet ihr aus keinem Buch
und keinem Film erfahr’n –
Was liess ihr die Vergötzung?
Was liess ihr noch der Neid?
Was blieb von ihrem Leben
als Bodensatz der Zeit?
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Ich will euch was verraten:
Euere Sisi war in Wirklichkeit
ein mieser Egoist.
Sie kämpfte um den Sohn,
um Sophie zu beweisen,
dass sie die Stärk’re ist.
Doch dann schob sie ihn ab.
Ihr kam’s ja darauf an, sich zu befrei’n.
Jetzt ist sie Ungarns Königin,
sie trägt den Kopf so hoch wie nie
und strahlt im Glorienschein.
Man hört nur, was man hör’n will,
Drum bleibt nach etwas Zeit
von Schönheit und von Scheisse,
von Traum und Wirklichkeit
nur Kitsch.
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Wenn ich tanzen will
Elisabeth:
Was für ein Triumph!
Tod:
Mein Triumph.
Elisabeth:
Welch ein Fest!
Tod:
Mein Fest.
Elisabeth:
Ich hab die Feinde überwunden.
Tod:
So änderst du den Lauf der Welt
in meinem Sinn.
So eng sind wir verbunden.
Elisabeth:
Ich tu’s nicht für die Welt.
Tod:
Nicht für die Welt.
Elisabeth:
Nur für mich.
Tod:
Für mich.
Elisabeth:
Jetzt hab ich meinen Weg gefunden
Tod:
Sie haben über dich gelacht.
Doch jetzt hast du dich durchgesetzt
und sie besiegt.
Elisabeth:
Sie hielten mich an Drähten fest
als Puppe, die man tanzen lässt.
Doch ich werd keine Marionette sein!
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Tod:
Schwarze Möwe, flieg!
Elisabeth:
Ich flieg...
Tod:
Ich allein...
Elisabeth:
... allein
Tod:
... will dich durch Nacht und Sturm begleiten.
Elisabeth:
Ich will nicht mehr begleitet sein
auch nicht von dir.
Ich lass mich nicht leiten.
Tod:
Frei bist du nur durch mich.
Elisabeth:
Nur durch mich.
Tod:
Nur für mich.
Elisabeth:
Für mich.
Tod:
Denn du sollst mir den Weg bereiten.
Elisabeth:
Ich geh jetzt meinen eig’nen Weg.
Ich habe mich getrennt von dir.
Lass mich in Ruh.
Tod:
Du hast dich in mich verliebt,
weil’s Freiheit ohne mich nicht gibt
und keiner dich verstehn kann ausser mir.
Elisabeth & Tod:
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Elisabeth:
Ich bin stark genug allein.
Tod:
Stark warst du nur
solang du noch geglaubt hast schwach zu sein.
Elisabeth:
Ich ruf dich nicht.
Tod:
Du wirst mich rufen.
Elisabeth:
Ich such dich nicht.
Tod:
Du wirst mich suchen.
Elisabeth:
Ich fang an, das Leben zu lieben.
Tod:
Bald wird es dir verhasst sein!
Elisabeth & Tod:
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Wenn ich tanzen will,
und mit wem ich tanzen will,
bestimm nur ich allein.
Mama, wo bist du
Rudolf, das Kind:
Mama?... Mama!
Mama, wo bist du?
Kannst du mich hören?
Mir ist so kalt, nimm mich in den Arm.
Jeder sagt, ich darf dich nicht stören.
Warum kann ich nicht bei dir sein?
Mama, mein Zimmer ist nachts so finster.
Jetzt bin ich wach und fürchte mich.
Niemand streicht mir übers Haar, wenn ich wein.
Warum lässt du mich allein?
Tod:
Sie hört dich nicht.
Ruf nicht nach ihr!
Rudolf, das Kind (gesprochen):
Wer bist du?
Tod:
Ich bin ein Freund.
Wenn du mich brauchst, komm’ich zu dir –
Rudolf, das Kind (gesprochen):
Bleib da!
Tod:
Ich bleib’ dir nah!
Rudolf, das Kind:
Wenn ich mich anstreng’,
kann ich ein Held sein.
Gestern schlug ich eine Katze tot.
Ich kann hart und bös’ wie die Welt sein,
doch manchmal wär’ ich lieber ganz weich.
Ach, Mama,
ich möchte immer bei dir sein.
Doch fährst du fort, nimmst du mich nicht mit.
Und wenn du da bist, schliesst du dich ein.
Warum lässt du mich allein?
Nur kein Genieren
Frau Wolf:
Nur kein Genieren! Warum sich zieren
in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement!
Frau Wolf & Mädchen:
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,...
Frau Wolf:
... werden sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
So viele nette Damen
in einem netten Rahmen...
Frau Wolf:
Hier finden Sie, wovon man träumen kann.
Marie ist dumm und drollig,
Helen ist rund und mollig,
Tatjana fängt im Bett zu fluchen an.
Für Herrn, die gerne schmusen,
Grit mit dem weichen Busen.
Und hier Madeleine empfehl ich jedem Mann...
Lucheni:
... den die Gefahr noch fasziniert.
Die Kleine hat sich infiziert.
Frau Wolf & Mädchen:
Nur kein Genieren!
Warum sich zieren in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement.
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,...
Frau Wolf:
... werden Sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
Nicht jeder kommt persönlich.
Es ist nicht ungewöhnlich,
dass ein Vertrauter seinen Herrn vertritt.
Statt selbst hier anzusteigen,
lässt er sich alle zeigen
und nimmt für seinen Herrn die Schönste mit.
Der hier kommt von ganz oben,
und er ist sehr zu loben.
Er trifft die Wahl mit Kennerblick...
... Die Kleine wirkt so fiebrig heiss,
aus einem Grund, den er nicht weiss.
Lucheni, Mädchen, Frau Wolf & Freier:
Nur kein Genieren!
Warum sich zieren in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement.
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,
werden Sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
Manchmal ist das Resultat frappant!
Nichts, nichts, gar nichts
Elisabeth:
Ich wollt’, ich wäre wirklich du.
In der Zwangsjacke statt im Korsett.
Dir schnürn man nur den Körper ein,
mir fesselt man die Seele.
Ich habe gekämpft
und mir alles ertrotzt.
Und was hab’ ich erreicht?
Nichts, nichts, gar nichts!
Denn die einzige Lösung wär der Wahnsinn
und die einzige Rettung wär der Sturz.
Es lockt mich der Abgrund.
Ich möchte mich fallen lassen –
warum schaudert mir vor dem Sprung?
Wär ich nicht verdammt dazu Elisabeth zu sein,
dann wär ich Titania.
Und würde lächeln, wenn man sagt:
Sie ist verrückt!
Ich steh auf dem Seil
und die Angst macht mich krank,
dann schau ich nach unten, seh ich
nichts, nichts, gar nichts!
Ich taste mich weiter mit suchendem Schritt
und fürchte mich immer vor dem
nichts, nichts, gar nichts.
Wirklich frei macht
wahrscheinlich nur der Wahnsinn.
Doch zum Wahnsinn fehlt mir der Mut.
So spiel ich die Starke und tu was ich tu,
als wär dieses Leben mehr als
Täuschung, Irrtum, Betrug.
Als wär nichts, nichts,
gar nichts genug.
Die Schatten werden länger
Tod:
Zeit, dass wir uns endlich sprechen.
Zeit, das Schweigen zu durchbrechen.
Du kennst mich. Ja, du kennst mich.
Weisst du noch? Du warst ein Knabe,
als ich dir versprochen habe,
dass ich dir immer nah bleib’.
Rudolf:
O, ich hab’ dich nie vergessen.
Meinen Freund, nach dem ich rufe,
wenn mich meine Ängste fressen.
Tod:
Ich komm’, weil du mich brauchst!
Tod & Rudolf:
Die Schatten werden länger
und doch bleiben alle blind und stumm.
Zum Klang der Rattenfänger
tanzt man wild um’s gold’ne Kalb herum.
Die Schatten werden länger.
Es ist fünf vor zwölf, die Zeit ist beinah um!
Rudolf:
Zeit, den Riss der Welt zu sehen.
Könnt ich nur das Steuer drehen!
Doch ich muss daneben stehen.
Man bindet mir die Hände.
Tod:
Nichts ist schlimmer als zu wissen,
wie das Unheil sich entwickelt,
und in Ohnmacht zuseh’n müssen.
Rudolf:
Es macht mich völlig krank!
Tod, Rudolf & Tote:
Die Schatten werden länger
und die Lieder werden kalt und schrill.
Der Teufelskreis wird enger,
doch man glaubt nur, was man glauben will.
Die Schatten werden länger.
Es ist fünf vor zwölf, warum hält jeder still?
Tod:
Was hält dich zurück? Dies ist der Augenblick!
Greif nach der Macht! Tu es aus Notwehr!
Rudolf:
Notwehr?
Tod, Rudolf & Tote:
Die Schatten werden länger.
Was gescheh’n muss, das muss jetzt gescheh’n.
Der Teufelskreis wird enger,
man muss dem Unheil widersteh’n!
Die Schatten werden länger.
Kaiser Rudolf wird der Zeit entgegengeh’n!
Wenn ich dein Spiegel wär
Rudolf:
Wie oft hab ich gewartet,
dass du mit mir sprichst.
Wie hoffte ich,
dass du endlich das Schwiegen brichst.
Doch dich erschreckt,
wie ähnlich wir beide uns sind:
So überflüssig, so überdrüssig
der Welt, die zu sterben beginnt.
Wenn ich dein Spiegel wär,
dann würdest du dich in mir sehn.
Dann fiel’s dir nicht so schwer,
was ich nicht sage, zu versteh’n,
Bis du dich umdrehst,
weil du dich zu gut in mir erkennst.
Du ziehst mich an
und lässt mich doch niemals zu dir.
Seh ich dich an,
weicht dein Blick immer aus vor mir.
Wir sind uns fremd
und sind uns zutiefst verwandt.
Ich geb dir Zeichen,
will dich erreichen,
doch zwischen uns steht eine Wand.
Wenn ich dein Spiegel wär,
dann würdest du dich in mir sehn.
Dann fiel’s dir nicht so schwer,
was ich nicht sage, zu verstehn.
Elisabeth:
Was soll die Störung?
Was gibt's?
Was willst du hier?
Rudolf:
Mutter, ich brauch dich...
Ich komm’ in höchster Not,
fühl mich gefangen und umstellt.
Von der Gefahr bedroht,
entehrt zu sein vor aller Welt.
Nur dir alleine kann ich anvertraun, worum es geht.
Ich seh keinen Ausweg mehr...
Elisabeth: (gleichzeitig)
Ich will’s nicht erfahren,...
Rudolf:
...Hof und Ehe sind mir eine Qual.
Ich krank, mein Leben leer...
Elisabeth: (gleichzeitig)
... kann dir’s nicht ersparen!
Rudolf:
... Und nun dieser elende Skandal!
Nur, wenn du für mich beim Kaiser bittest,
ist es noch nicht zu spät!
Elisabeth:
Dem Kaiser bin ich längst entglitten,
hab’ alle Fesseln abgeschnitten.
Ich bitte nie –
Ich tu’s auch nicht für dich.
Rudolf:
Also, lässt du mich im Stich...
Boote in der Nacht
Elisabeth:
Liebe kann vieles,
doch manchmal ist Liebe nicht genug.
Glaube ist stark,
doch manchmal ist Glaube Selbstbetrug.
Wir wollten Wunder,
doch sie sind nicht geschehn.
Es wird Zeit, dass wir uns endlich eingesteh’n:
Wir sind wie zwei Boote in der Nacht.
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eig’en Fracht.
Wir begegnen uns auf dem Meer,
und dann fällt der Abschied uns schwer.
Doch was uns treibt,
liegt nicht in uns’rer Macht.
Franz Joseph:
Du möchtest alles,
doch manchmal ist wenig schon sehr viel.
Elisabeth:
Dein Traum ist mir zu klein!
Franz Joseph:
Sich nah zu sein im Dunkeln,
genügt das nicht als Ziel?
Elisabeth:
Ich will nicht dein Schatten sein!
Elisabeth & Franz Joseph:
Könntest du einmal nur durch meine Augen sehn,
dann würdest du mich nicht länger missverstehn.
Wir sind wie zwei Boote in der Nacht.
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eigne Fracht.
Wir begegnen uns auf dem Meer,
und oft fällt der Abschied uns schwer.
Warum wird uns das Glück so schwer gemacht?
Elisabeth:
Du und ich, wir sind zwei Boote in der Nacht.
Franz Joseph (gleichzeitig) :
Versteh’ mich... Ich brauch’ dich...
Ich lieb’ dich...
Kannst du nicht bei mir sein?
Elisabeth:
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eigene Fracht.
Franz Joseph (gleichzeitig) :
Versteh’ mich... Ich brauch’ dich...
Ich lieb’ dich...
Warum sind wir allein?
Elisabeth & Franz Joseph:
Wir begegnen uns auf dem Meer
und sind mehr allein als vorher...
Warum wird uns das Glück so schwer gemacht?
Franz Joseph:
Ich lieb’ dich!
Elisabeth:
Begreif’ doch:
Was nicht sein kann, kann nicht sein.
Der Schleier fällt
Tod:
Der Schleier fällt, verlass die Schatten.
Ich hab mich so nach dir gesehnt.
Lass mich nicht warten.
Elisabeth:
Mach die Nacht zum Morgen.
Lass mich befreit sein und geborgen.
Lösch die Erinn’rung in mir aus,
gib meiner Seele ein Zuhaus!
Tod & Elisabeth:
Lass die Welt versinken!
Ich will mit dir im Nichts ertrinken,
mit dir als Feuer auferstehn
und in der Ewigkeit vergeh’n...
Elisabeth:
Ich weinte, ich lachte,
war mutlos und hoffte neu.
Doch was ich auch machte,
mir selbst blieb ich immer treu.
Elisabeth & Tod:
Die Welt sucht vergebens
den Sinn meines / deines Lebens...
Elisabeth:
... denn ich gehör...
Tod:
Du gehörst...
Elisabeth & Tod:
... nur mir!
Stimme des Richters (gesprochen):
Aber warum, Lucheni?
Warum haben Sie die Kaiserin Elisabeth ermordet?
Lucheni (gesprochen):
Alla malora!
Stimme des Richters (gesprochen):
Antworten Sie, Luigi Lucheni!
Lucheni (gesprochen):
Warum, warum...
Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren!
Was soll die Fragerei?
Merda. Ich bin tot!
Stimme des Richters (gesprochen):
Das gemeine Attentat auf die Kaiserin von Österreich...
Lucheni (gesprochen):
Va a farti fottere!
Stimme des Richters (gesprochen):
Nennen Sie endlich die Hintergründe!
Lucheni (gesprochen):
Warum, warum...
Nacht für Nacht dieselbe Frage,
seit hundert Jahren!
Was soll die Fragerei?
Merda. Ich bin tot!
Stimme des Richters (gesprochen):
Das gemeine Attentat auf die Kaiserin von Österreich...
Lucheni (gesprochen):
Va a farti fottere!
Stimme des Richters (gesprochen):
Nennen Sie endlich die Hintergründe!
Die Toten:
Versunken ist die alte Welt;
verfault das Fleisch, verblasst der Glanz.
Doch wo sich Geist zu Geist gesellt,
da tanzt man noch den Totentanz...
Lust, Leid - Wahnsinn, der uns treibt.
Not, Neid - Pflicht die uns erdrückt.
Traum, Tran - alles, was uns bleibt:
Wunsch, Wahn, der die Welt verrückt...
Elisabeth, Elisabeth
- selbst hier dun von uns getrennt.
Ein Rätsel, das kein Geist errät,
ein Zeichen, das kein Mensch erkennt.
Scheu, schwach - glücklich und verflucht.
Wild, wach - einsam und begehrt.
Arm, reich - was hast du gesucht?
Hart, weich - war hat dich zerstört?
Lucheni:
Niemand war so stolz wie sie.
Sie verachtete euch.
Sie hat gelacht über euch.
Die anderen Toten (gleichzeitig):
Wir dem Tod geweiht...
Lucheni:
Niemand hat sie je verstanden,
nie gab sie die Freiheit auf.
Sie wollte in das Dunkel blicken.
Die anderen Toten (gleichzeitig):
...Verwöhnt. Bedroht.
Sie hat ersehnt, war wir verfluchten.
Was uns erschrak hat sie geliebt.
Alle Toten & Lucheni:
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Alle tanzten mit dem Tod –
doch niemand wie Elisabeth...
Lucheni (gesprochen):
Attenzione! Seine Majestät der Tod!
Tod:
Was hat es zu bedeuten: dies alte Lied,
das mir seit jenen Zeiten die Brust durchglüht?
Engel nennen's Freude, Teufel nennen's Pein,
Menschen meinen, es muss Liebe sein.
Mein Auftrag heißt zerstören. Ich tu es kalt.
Ich hol, die mir gehören, jung oder alt.
Weiss nicht, wie geschehn kann, was es gar nicht gibt –
Doch es stimmt: Ich habe sie geliebt.
Stimme des Richters (gesprochen):
Sie weichen aus, Lucheni!
Liebe, Tod... Erzählen Sie keine Märch
Lucheni (gesprochen):
Aber wenn ich es Ihnen sage!
Sie liebte den Tod. Und er liebte sie.
Stimme des Richters (gesprochen):
Zum leztenmal, Lucheni:
Wer waren Ihre Hintermänner?
Lucheni (gesprochen):
Der Tod! Nur der Tod ...
Stimme des Richters (gesprochen):
Das Motiv, Lucheni!
Lucheni (gesprochen):
Die Liebe. Una grande amore ...
Ha, ha, ha ...!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Lucheni: (gleichzeitig)
Elisabeth!
Frauen (gleichzeitig):
Elisabeth! Elizabeth!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Tod:
Elisabeth!
Frauen: (gleichzeitig)
Elisabeth! Elizabeth!
Männer: (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Lucheni: (gleichzeitig)
Elisabeth!
Frauen (gleichzeitig):
Elisabeth! Elizabeth!
Männer (ausser Lucheni):
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Tod:
Elisabeth!
Alle:
Elisabeth, Elisabeth, Elisabeth!
Wie Du
Elisabeth:
Mama hat heut' Abend Gäste, das wird grauenhaft!
Steife Kragen, dumme Fragen, Heuchelei.
Ach, ich wollt' , ich könnt' mich drücken
vor dem Klatsch und dem Getu'!
Doch die Gouvernante lässt es nicht zu.
Vater, warum kann ich denn nicht mit dir gehn?
Herzog Max:
Weil es nicht geht!
Elisabeth:
Alles, war dir Spass macht, mag ich fast noch mehr!
Herzog Max:
In diesem Fall...Es geht nicht!
Elisabeth:
Träumen und Gedichte schreiben
oder reiten mit dem Wind.
Ich möchte mal so sein
wie du
Herzog Max (gesprochen):
Das Leben ist zu kurz,
dass man sich auch nur eine Stunde langweilen darf.
Und Familientreffen
hasse ich wie die Pest.
Elisabeth (gesprochen):
Ich auch...
(gesungen) Warum darf ich
heut' nicht wieder auf den Kirschbaum 'rauf?
Herzog Max:
Sei froh', dass dir's nicht so geht wie deiner Schwester...
Elisabeth:
Oder üben auf dem Seil zu balancier'n.
Herzog Max:
...Helene wird zur Kaiserin dressiert ...
Elisabeth:
Oder mit den Brüdern toben auf der Wiese hinter'm Haus.
Herzog Max:
Ich misch' mich da nicht ein ...
Elisabeth:
Nein, die Gouvernante lässt mich nicht raus!
Herzog Max:
Ich kann dir da nicht helfen.
Elisabeth:
Vater, warum kann ich denn nicht mir dir gehn?
Herzog Max:
Vielleicht komm' ich morgen Nachmittag schon wieder.
Elisabeth:
Nach Ägypten, Spanien oder Katmandu.
Herzog Max (sieht auf seine Taschenuhr):
... höchste Zeit!
Elisabeth:
Leben, frei wie ein Zigeuner
mit der Zither unter'm Arm
nur tun, was ich will ...
Herzog Max (gesprochen):
Adieu Sisi ...
Elisabeth:
... und woll'n, was ich tu'
Herzog Max (gesprochen):
Sei brav!
Elisabeth:
Ich möchte mal so sein wie du!
Der letzte Tanz
Tod:
Es ist ein altes Thema,
doch neu für mich.
Zwei, die dieselbe lieben
- nämlich dich.
Du hast dich entschieden.
Ich hab' dich verpasst.
Bin auf deiner Hochzeit
nur der Gast.
Du hast dich abgewendet.
Doch nur zum Schein.
Du willst ihm treu sein,
Doch du lädst mich ein.
Noch in seinen Armen
lächelst du mir zu.
Und wohin das führ'n wird,
weisst auch du -
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Die Zeit wird alt und müde,
der Wein wird schal.
Die Luft ist schwül
und stickig im Spiegelsaal.
Unsichtbare Augen sehn uns beiden zu.
Alle warten auf das Rendezvous.
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Und so wart ich im Dunkel
und schau zu dir hin
als der grosse Verlierer.
Doch ich weiss, ich gewinn!
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich nur mit dir.
Ballgäste (gleichzeitig):
Uh-uh-uh...
Tod:
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich allein mit dir.
Andere Ballgäste (gleichzeitig):
Wien am Ende. Zeitenwende.
Alle Fragen sind gestellt.
Ballgäste & Tod:
Der letzte Tanz, der letzte Tanz
gehört allein nur mir/dir.
Den letzten Tanz, den letzten Tanz
tanz ich/tanzt er allein...
Tod:
...mit dir.
Ich gehör nur mir
Elisabeth:
Ich will nicht gehorsam,
gezähmt und gezogen sein.
Ich will nicht bescheiden,
beliebt und betrogen sein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir,
denn ich gehör nur mir.
Ich möchte vom Drahtseil herabsehn auf diese Welt.
Ich möchte auf's Eis gehn und selbst sehn,
wie lang's mich hält.
Was geht es dich an, was ich riskier!?
Ich gehör nur mir.
Willst du mich belehren,
dann zwingst du mich bloss,
zu fliehn vor der lästigen Pflicht.
Willst du mich bekehren,
dann reiss ich mich los
und flieg wie ein Vogel in's Licht.
Und will ich die Sterne, dann finde ich selbst dorthin.
Ich wachse und lerne
und bleibe doch wie ich bin.
Ich wehr mich, bevor ich mich verlier!
Denn ich gehör nur mir.
Ich will nicht mit Fragen und Wünschen belastet sein,
Vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh', wenn ich fremde Augen spür'.
Denn ich gehör nur mir.
Und willst du mich finden,
dann halt mich nicht fest.
Ich geb meine Freiheit nicht her.
Und willst du mich binden,
verlass ich dein Nest
und tauch' wie ein Vogel in's Meer.
Ich warte auf Freunde und suche Geborgenheit.
Ich teile die Freude, ich teile die Traurigkeit.
Doch verlang nicht mein Leben,
das kann ich dir nicht geben.
Denn ich gehör nur mir.
Nur mir!
Elisabeth, Mach auf mein Engel.
Franz Joseph:
Elisabeth? Mach auf mein Engel.
Ich, dein Mann, sehn' mich nach dir.
Lass mich nicht warten!
Hinter mir liegt ein Tag voll Problemen.
Frankreich beginnt mir offen zu drohn.
Skandale, die kein Ende nehmen.
Staatsbankrott, Krieg und Revolution.
Eine Selbstmordwelle, neue Typhusfälle.
Hilf mir einzuschlafen
so wie ein Schiff im sicher'n Hafen,
von deiner Zärtlichkeit bewacht
und ohne Wunsch für eine Nacht.
Nun öffne mir, Lass mich nicht warten.
Sei die Frau, die mich versteht, Elisabeth!
Elisabeth:
Warum gehst du nicht zu deiner Mutter?
Sie war dir auch sonst immer lieber ...
Franz Joseph:
Engel!
Elisabeth:
Verschon mich!
Franz Joseph:
Was hab ich getan?
Elisabeth:
Du lässt zu, dass Rudolf gequält wird.
Franz Joseph:
Rudolf? Gequält?
Elisabeth:
Ich hab alles erfah'n.
Deine Mutter gab ihn ihrem Folterschergen.
Franz Joseph:
Sie lässt ihn wie mich zum Kaiser erziehn.
Er ist noch zu weich.
Elisabeth:
Ihr wollt ihn zerstörn!
Doch ich werd mir das nicht länger ansehn!
Entweder sie oder ich!
Elisabeth (gesprochen):
Ich habe ein förmliches Ultimatum aufgesetzt.
Wenn du mich nicht verlieren willst,
erfüll' es.
Ich möchte selbst über die Erziehung
meiner Kinder bestimmen.
Und von nun an will ich entscheiden,
was ich tue und lasse.
Lies mein Schreiben und entscheide dich:
Für deine Mutter oder mich!
Und jetzt lass mich allein.
Tod:
Elisabeth sei nicht verzweifelt.
Ruh dich aus in meinem Arm.
Ich will dich trösten.
Flieh, und du wirst frei sein.
und alles Kämpfen wird vorbei sein.
Ich führ dich fort aus Raum und Zeit
in eine bess're Wirklichkeit.
Milch
Frauen:
Wann gibt's endlich Milch?
Warum wird uns nicht aufgemacht?
Lucheni:
Heute keine Lieferung!
Männer:
Wieder umsonst.
Die Kanne leer, wie so oft.
Umsonst gefrorn und gehofft,
die halbe Nacht.
Menge:
Jemand belügt uns.
Jemand betrügt uns.
Jemand hält uns für dumm!
Wir müssen hungern,
andere lungern in den Palästen rum...
Shluss!
Lucheni:
Wollt ihr wissen, wer die Milch euch nimmt?
Menge:
Sag wer?
Lucheni:
Die ganze Milch ist nur für sie bestimmt!
Menge:
Für wen?
Lucheni:
Für eure Kaiserin! Sie braucht sie für ...
Menge:
Für was?
Lucheni:
...ihr Bad!
Menge:
Was?
Lucheni:
Ja!
Frauen:
Was für ein Skandal!
Lucheni:
Ein Skandal!
Frauen:
Das hätt' ich nie von ihr geglaubt.
Lucheni:
Das hättet ihr nie von ihr geglaubt!
Männer:
Kinder sterben,
weil's keine Milch gibt für sie...
Lucheni:
Keine Milch für die Kinder!
Männer:
...während sie badet darin...
Lucheni:
Sie badet darin!
Männer:
...und uns beraubt!
Menge:
Was nützt das Klagen?
Man muss verjagen
die uns ins Unglück führ'n
Lucheni:
Verjagt, die euch ins Unglück führ'n!
Menge:
Weg mit den Drohnen,
die uns nicht schonen –
lasst sie die Volkswut spür'n!
Lucheni:
Lasst sie die Volkswut spür'n!
Menge:
Schluss!
Lucheni:
Wollt ihr hören, was die Kaiserin quält?
Menge:
Sag, was?
Lucheni:
Wenn sie in ihrem Kamm die Haare zählt, ..
Menge:
Wie das?
Lucheni:
...weint sie vor Kummer,
denn sie trauert um...
Menge:
Um was?
Lucheni:
...ihr Haar!
Menge:
Was?
Lucheni:
Ja!
Menge:
Zeit, sich zu wehren!
Lucheni:
Höchste Zeit!
Menge:
Wir woll'n sie lehren...
Lucheni:
Wir woll’n sie lehren!
Menge:
...dass man uns nicht verlacht!
Lucheni:
Lasst euch nicht mehr verhöhnen!
Menge:
Brot für die Armen!
Recht statt Erbarmen!
Nieder mit jeder Macht!
Lucheni:
Freiheit für das Volk!
Menge & Lucheni:
Brüder, seid bereit, es ist so weit!
Schluss mit dem Leid! Sagt Ja!
Die neue Zeit ist da! –
Ich will dir nur sagen(Finale 1. Akt)
Franz Joseph:
Ich will dir nur sagen,
ich geh auf dein Schreiben ein.
Ich kann nicht ertragen,
von dir nicht geliebt zu sein.
Was immer du willst,
ich geb es dir,
bevor ich dich verlier.
Und wirst du bestimmen,
wer Rudolf zum Mann erzieht.
Dann soll es mir recht sein,
denn ich bin des Streitens müd,
Und was du noch sonst verlangst von mir,
Gehört von nun an dir.
Ich herrsche und lenke,
bezwing das Gefühl.
Gefühl ist verboten für mich.
Doch wenn ich an dich denke,
schweigt jedes Kalkül.
Ich werde mir untreu für dich!
Elisabeth:
Soll ich dich verstehen,
will ich auch verstanden sein.
Ich will mit dir gehen,
doch sperr mich nicht länger ein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir,
denn ich gehör nur mir.
Soll ich dich verstehen,
will ich auch verstanden sein.
Ich will mit dir gehen,
doch sperr mich nicht länger ein.
Stimme des Todes (teilweise gleichzeitig):
Was heut das Auge sieht,
ist morgen schon Vergangenheit.
Wohin dein Blick auch flieht,
auf meiner Seite ist die Zeit.
Elisabeth:
Du musst mir nichts geben,
nur lass mir mein Leben.
Denn ich gehör...
Tod:
Du gehörst...
Elisabeth & Tod:
...nur mir.
Franz Joseph (gleichzeitig):
Elisabeth!
Elisabeth:
Ich gehör nur mir!
Kitsch
Lucheni:
Kommen Sie her, meine Damen und Herren!
Während da drin in der Kathedrale
an diesem denkwürdigen 8. Juni 1867
der Kaiser von Österreich und die überirdisch schöne Elisabeth
König und Königin von Ungarn werden,
haben Sie die einmalige Gelegenheit,
ein wertvolles Erinnerungsstück zu erwerben.
Alles sehr billig! Bitte, treten Sie näher!
Wie wär’s mit diesem Bild:
Elisabeth als Mutter mit Rudolf ihrem Sohn.
Und hier ist das nicht nett?
Die Kaisers feiern Weihnacht
im festlichen Salon.
Auf diesem Tuch sehen wir
das Hohe Paar in Liebe zugeneigt.
Einen Teller hab’ ich auch, der Elisabeth
beim Beten in der Hofkapelle zeigt.
Nehmt ein hübsches Souvenir mit
aus der kaiserlichen Welt.
Alles innig, lieb und sinnig,
so wie es euch gefällt:
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Verzeiht sich nicht das Gesicht!
Tut bloss nicht so,
als wärt ihr an der Wahrheit interessiert.
Die Wahrheit gibt’s geschenkt,
aber keiner will sie haben,
weil sie doch nur deprimiert.
Elisabeth ist „in",
man spricht von ihr seit über hundert Jahr’n.
Doch wie sie wirklich war,
das werdet ihr aus keinem Buch
und keinem Film erfahr’n –
Was liess ihr die Vergötzung?
Was liess ihr noch der Neid?
Was blieb von ihrem Leben
als Bodensatz der Zeit?
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Ich will euch was verraten:
Euere Sisi war in Wirklichkeit
ein mieser Egoist.
Sie kämpfte um den Sohn,
um Sophie zu beweisen,
dass sie die Stärk’re ist.
Doch dann schob sie ihn ab.
Ihr kam’s ja darauf an, sich zu befrei’n.
Jetzt ist sie Ungarns Königin,
sie trägt den Kopf so hoch wie nie
und strahlt im Glorienschein.
Man hört nur, was man hör’n will,
Drum bleibt nach etwas Zeit
von Schönheit und von Scheisse,
von Traum und Wirklichkeit
nur Kitsch.
Kitsch! Kitsch! Kitsch!
Wenn ich tanzen will
Elisabeth:
Was für ein Triumph!
Tod:
Mein Triumph.
Elisabeth:
Welch ein Fest!
Tod:
Mein Fest.
Elisabeth:
Ich hab die Feinde überwunden.
Tod:
So änderst du den Lauf der Welt
in meinem Sinn.
So eng sind wir verbunden.
Elisabeth:
Ich tu’s nicht für die Welt.
Tod:
Nicht für die Welt.
Elisabeth:
Nur für mich.
Tod:
Für mich.
Elisabeth:
Jetzt hab ich meinen Weg gefunden
Tod:
Sie haben über dich gelacht.
Doch jetzt hast du dich durchgesetzt
und sie besiegt.
Elisabeth:
Sie hielten mich an Drähten fest
als Puppe, die man tanzen lässt.
Doch ich werd keine Marionette sein!
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Tod:
Schwarze Möwe, flieg!
Elisabeth:
Ich flieg...
Tod:
Ich allein...
Elisabeth:
... allein
Tod:
... will dich durch Nacht und Sturm begleiten.
Elisabeth:
Ich will nicht mehr begleitet sein
auch nicht von dir.
Ich lass mich nicht leiten.
Tod:
Frei bist du nur durch mich.
Elisabeth:
Nur durch mich.
Tod:
Nur für mich.
Elisabeth:
Für mich.
Tod:
Denn du sollst mir den Weg bereiten.
Elisabeth:
Ich geh jetzt meinen eig’nen Weg.
Ich habe mich getrennt von dir.
Lass mich in Ruh.
Tod:
Du hast dich in mich verliebt,
weil’s Freiheit ohne mich nicht gibt
und keiner dich verstehn kann ausser mir.
Elisabeth & Tod:
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Elisabeth:
Ich bin stark genug allein.
Tod:
Stark warst du nur
solang du noch geglaubt hast schwach zu sein.
Elisabeth:
Ich ruf dich nicht.
Tod:
Du wirst mich rufen.
Elisabeth:
Ich such dich nicht.
Tod:
Du wirst mich suchen.
Elisabeth:
Ich fang an, das Leben zu lieben.
Tod:
Bald wird es dir verhasst sein!
Elisabeth & Tod:
Wenn ich tanzen will,
dann tanz ich so wie’s mir gefällt.
Ich allein bestimm’ die Stunde.
Ich allein wähl’ die Musik.
Wenn ich tanzen will,
dann tanze ich auf meine ganz besond’re Art:
Am Rande des Abgrunds
oder nur in deinem Blick.
Wenn ich tanzen will,
und mit wem ich tanzen will,
bestimm nur ich allein.
Mama, wo bist du
Rudolf, das Kind:
Mama?... Mama!
Mama, wo bist du?
Kannst du mich hören?
Mir ist so kalt, nimm mich in den Arm.
Jeder sagt, ich darf dich nicht stören.
Warum kann ich nicht bei dir sein?
Mama, mein Zimmer ist nachts so finster.
Jetzt bin ich wach und fürchte mich.
Niemand streicht mir übers Haar, wenn ich wein.
Warum lässt du mich allein?
Tod:
Sie hört dich nicht.
Ruf nicht nach ihr!
Rudolf, das Kind (gesprochen):
Wer bist du?
Tod:
Ich bin ein Freund.
Wenn du mich brauchst, komm’ich zu dir –
Rudolf, das Kind (gesprochen):
Bleib da!
Tod:
Ich bleib’ dir nah!
Rudolf, das Kind:
Wenn ich mich anstreng’,
kann ich ein Held sein.
Gestern schlug ich eine Katze tot.
Ich kann hart und bös’ wie die Welt sein,
doch manchmal wär’ ich lieber ganz weich.
Ach, Mama,
ich möchte immer bei dir sein.
Doch fährst du fort, nimmst du mich nicht mit.
Und wenn du da bist, schliesst du dich ein.
Warum lässt du mich allein?
Nur kein Genieren
Frau Wolf:
Nur kein Genieren! Warum sich zieren
in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement!
Frau Wolf & Mädchen:
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,...
Frau Wolf:
... werden sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
So viele nette Damen
in einem netten Rahmen...
Frau Wolf:
Hier finden Sie, wovon man träumen kann.
Marie ist dumm und drollig,
Helen ist rund und mollig,
Tatjana fängt im Bett zu fluchen an.
Für Herrn, die gerne schmusen,
Grit mit dem weichen Busen.
Und hier Madeleine empfehl ich jedem Mann...
Lucheni:
... den die Gefahr noch fasziniert.
Die Kleine hat sich infiziert.
Frau Wolf & Mädchen:
Nur kein Genieren!
Warum sich zieren in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement.
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,...
Frau Wolf:
... werden Sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
Nicht jeder kommt persönlich.
Es ist nicht ungewöhnlich,
dass ein Vertrauter seinen Herrn vertritt.
Statt selbst hier anzusteigen,
lässt er sich alle zeigen
und nimmt für seinen Herrn die Schönste mit.
Der hier kommt von ganz oben,
und er ist sehr zu loben.
Er trifft die Wahl mit Kennerblick...
... Die Kleine wirkt so fiebrig heiss,
aus einem Grund, den er nicht weiss.
Lucheni, Mädchen, Frau Wolf & Freier:
Nur kein Genieren!
Warum sich zieren in diesem Etablissement?
Raus mit den Kröten, und nicht erröten!
Wir sorgen fürs Amüsement.
In Frau Wolfs Salon
sagt man nie Pardon.
Wenn der Drang sie übermannt,
werden Sie hier fulminant entspannt!
Lucheni:
Manchmal ist das Resultat frappant!
Nichts, nichts, gar nichts
Elisabeth:
Ich wollt’, ich wäre wirklich du.
In der Zwangsjacke statt im Korsett.
Dir schnürn man nur den Körper ein,
mir fesselt man die Seele.
Ich habe gekämpft
und mir alles ertrotzt.
Und was hab’ ich erreicht?
Nichts, nichts, gar nichts!
Denn die einzige Lösung wär der Wahnsinn
und die einzige Rettung wär der Sturz.
Es lockt mich der Abgrund.
Ich möchte mich fallen lassen –
warum schaudert mir vor dem Sprung?
Wär ich nicht verdammt dazu Elisabeth zu sein,
dann wär ich Titania.
Und würde lächeln, wenn man sagt:
Sie ist verrückt!
Ich steh auf dem Seil
und die Angst macht mich krank,
dann schau ich nach unten, seh ich
nichts, nichts, gar nichts!
Ich taste mich weiter mit suchendem Schritt
und fürchte mich immer vor dem
nichts, nichts, gar nichts.
Wirklich frei macht
wahrscheinlich nur der Wahnsinn.
Doch zum Wahnsinn fehlt mir der Mut.
So spiel ich die Starke und tu was ich tu,
als wär dieses Leben mehr als
Täuschung, Irrtum, Betrug.
Als wär nichts, nichts,
gar nichts genug.
Die Schatten werden länger
Tod:
Zeit, dass wir uns endlich sprechen.
Zeit, das Schweigen zu durchbrechen.
Du kennst mich. Ja, du kennst mich.
Weisst du noch? Du warst ein Knabe,
als ich dir versprochen habe,
dass ich dir immer nah bleib’.
Rudolf:
O, ich hab’ dich nie vergessen.
Meinen Freund, nach dem ich rufe,
wenn mich meine Ängste fressen.
Tod:
Ich komm’, weil du mich brauchst!
Tod & Rudolf:
Die Schatten werden länger
und doch bleiben alle blind und stumm.
Zum Klang der Rattenfänger
tanzt man wild um’s gold’ne Kalb herum.
Die Schatten werden länger.
Es ist fünf vor zwölf, die Zeit ist beinah um!
Rudolf:
Zeit, den Riss der Welt zu sehen.
Könnt ich nur das Steuer drehen!
Doch ich muss daneben stehen.
Man bindet mir die Hände.
Tod:
Nichts ist schlimmer als zu wissen,
wie das Unheil sich entwickelt,
und in Ohnmacht zuseh’n müssen.
Rudolf:
Es macht mich völlig krank!
Tod, Rudolf & Tote:
Die Schatten werden länger
und die Lieder werden kalt und schrill.
Der Teufelskreis wird enger,
doch man glaubt nur, was man glauben will.
Die Schatten werden länger.
Es ist fünf vor zwölf, warum hält jeder still?
Tod:
Was hält dich zurück? Dies ist der Augenblick!
Greif nach der Macht! Tu es aus Notwehr!
Rudolf:
Notwehr?
Tod, Rudolf & Tote:
Die Schatten werden länger.
Was gescheh’n muss, das muss jetzt gescheh’n.
Der Teufelskreis wird enger,
man muss dem Unheil widersteh’n!
Die Schatten werden länger.
Kaiser Rudolf wird der Zeit entgegengeh’n!
Wenn ich dein Spiegel wär
Rudolf:
Wie oft hab ich gewartet,
dass du mit mir sprichst.
Wie hoffte ich,
dass du endlich das Schwiegen brichst.
Doch dich erschreckt,
wie ähnlich wir beide uns sind:
So überflüssig, so überdrüssig
der Welt, die zu sterben beginnt.
Wenn ich dein Spiegel wär,
dann würdest du dich in mir sehn.
Dann fiel’s dir nicht so schwer,
was ich nicht sage, zu versteh’n,
Bis du dich umdrehst,
weil du dich zu gut in mir erkennst.
Du ziehst mich an
und lässt mich doch niemals zu dir.
Seh ich dich an,
weicht dein Blick immer aus vor mir.
Wir sind uns fremd
und sind uns zutiefst verwandt.
Ich geb dir Zeichen,
will dich erreichen,
doch zwischen uns steht eine Wand.
Wenn ich dein Spiegel wär,
dann würdest du dich in mir sehn.
Dann fiel’s dir nicht so schwer,
was ich nicht sage, zu verstehn.
Elisabeth:
Was soll die Störung?
Was gibt's?
Was willst du hier?
Rudolf:
Mutter, ich brauch dich...
Ich komm’ in höchster Not,
fühl mich gefangen und umstellt.
Von der Gefahr bedroht,
entehrt zu sein vor aller Welt.
Nur dir alleine kann ich anvertraun, worum es geht.
Ich seh keinen Ausweg mehr...
Elisabeth: (gleichzeitig)
Ich will’s nicht erfahren,...
Rudolf:
...Hof und Ehe sind mir eine Qual.
Ich krank, mein Leben leer...
Elisabeth: (gleichzeitig)
... kann dir’s nicht ersparen!
Rudolf:
... Und nun dieser elende Skandal!
Nur, wenn du für mich beim Kaiser bittest,
ist es noch nicht zu spät!
Elisabeth:
Dem Kaiser bin ich längst entglitten,
hab’ alle Fesseln abgeschnitten.
Ich bitte nie –
Ich tu’s auch nicht für dich.
Rudolf:
Also, lässt du mich im Stich...
Boote in der Nacht
Elisabeth:
Liebe kann vieles,
doch manchmal ist Liebe nicht genug.
Glaube ist stark,
doch manchmal ist Glaube Selbstbetrug.
Wir wollten Wunder,
doch sie sind nicht geschehn.
Es wird Zeit, dass wir uns endlich eingesteh’n:
Wir sind wie zwei Boote in der Nacht.
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eig’en Fracht.
Wir begegnen uns auf dem Meer,
und dann fällt der Abschied uns schwer.
Doch was uns treibt,
liegt nicht in uns’rer Macht.
Franz Joseph:
Du möchtest alles,
doch manchmal ist wenig schon sehr viel.
Elisabeth:
Dein Traum ist mir zu klein!
Franz Joseph:
Sich nah zu sein im Dunkeln,
genügt das nicht als Ziel?
Elisabeth:
Ich will nicht dein Schatten sein!
Elisabeth & Franz Joseph:
Könntest du einmal nur durch meine Augen sehn,
dann würdest du mich nicht länger missverstehn.
Wir sind wie zwei Boote in der Nacht.
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eigne Fracht.
Wir begegnen uns auf dem Meer,
und oft fällt der Abschied uns schwer.
Warum wird uns das Glück so schwer gemacht?
Elisabeth:
Du und ich, wir sind zwei Boote in der Nacht.
Franz Joseph (gleichzeitig) :
Versteh’ mich... Ich brauch’ dich...
Ich lieb’ dich...
Kannst du nicht bei mir sein?
Elisabeth:
Jedes hat sein eig’nes Ziel
und seine eigene Fracht.
Franz Joseph (gleichzeitig) :
Versteh’ mich... Ich brauch’ dich...
Ich lieb’ dich...
Warum sind wir allein?
Elisabeth & Franz Joseph:
Wir begegnen uns auf dem Meer
und sind mehr allein als vorher...
Warum wird uns das Glück so schwer gemacht?
Franz Joseph:
Ich lieb’ dich!
Elisabeth:
Begreif’ doch:
Was nicht sein kann, kann nicht sein.
Der Schleier fällt
Tod:
Der Schleier fällt, verlass die Schatten.
Ich hab mich so nach dir gesehnt.
Lass mich nicht warten.
Elisabeth:
Mach die Nacht zum Morgen.
Lass mich befreit sein und geborgen.
Lösch die Erinn’rung in mir aus,
gib meiner Seele ein Zuhaus!
Tod & Elisabeth:
Lass die Welt versinken!
Ich will mit dir im Nichts ertrinken,
mit dir als Feuer auferstehn
und in der Ewigkeit vergeh’n...
Elisabeth:
Ich weinte, ich lachte,
war mutlos und hoffte neu.
Doch was ich auch machte,
mir selbst blieb ich immer treu.
Elisabeth & Tod:
Die Welt sucht vergebens
den Sinn meines / deines Lebens...
Elisabeth:
... denn ich gehör...
Tod:
Du gehörst...
Elisabeth & Tod:
... nur mir!